120 Jahre Marke „Mercedes“
Der Markenname und das Mädchen
Der Geschäftsmann und Automobilenthusiast Emil Jellinek tritt seit 1899 bei Autorennen an der Côte d’Azur mit leistungsstarken Fahrzeugen von Daimler unter dem Pseudonym „Monsieur Mercedes“ an – mit dem Vornamen seiner 1889 geborenen Tochter.
Der in Baden bei Wien und in Nizza lebende Emil Jellinek fordert in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts mehr Leistung und innovative Technik von der Daimler-Motoren-Gesellschaft und initiiert damit die Entwicklung des modernen Automobils.
Anfang April 1900 trifft er mit der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) eine Vereinbarung in Nizza über den Vertrieb von Daimler-Wagen und -Motoren. Wegweisend ist dabei auch die Entscheidung für die Entwicklung eines neuen Motors, der „den Namen Daimler-Mercedes führen“ soll: Damit wird der Name, den Jellinek seit einigen Jahren als Pseudonym nutzt, zur Produktbezeichnung. Am 22. Dezember 1900 liefert die DMG den ersten mit dem neuen Motor ausgerüsteten Wagen nach Nizza, einen 35-PS-Rennwagen.
Von der Kutsche zum „echten“ Automobil
Das Fahrzeug, entwickelt von Wilhelm Maybach, ist nicht nur das neueste und leistungsstärkste Modell der DMG – es gilt auch als das erste moderne Automobil. Der Mercedes 35 PS ist konsequent auf Leistung, Gewichtsersparnis und Sicherheit ausgelegt, konstruiert unter anderem mit einem leichten Hochleistungsmotor, langem Radstand und niedrigerem Schwerpunkt. Mit diesen Merkmalen und dem organisch in die Front integrierten Bienenwabenkühler gibt er dem Automobil eine eigenständige Form: Der erste Mercedes erinnert nicht mehr an eine Kutsche, der ein Verbrennungsmotor eingebaut wurde, er ist vielmehr eine Neukonstruktion, die von Grund auf konsequent für den innovativen Antrieb konzipiert ist. Die Fachwelt spürt sofort, dass sie mit dem Auftritt dieses Fahrzeugs eine tiefgreifende Veränderung der Automobiltechnik erlebt. Von Paul Meyan, dem Gründungsmitglied und Generalsekretär des Automobile Club de France (A.C.F.), ist die Feststellung überliefert: „Wir sind in die Ära Mercédès eingetreten.“
Win on Sunday – sell on Monday
Bei der Woche von Nizza („Semaine de Nice“) im März 1901, damals der international wohl wichtigsten Motorsportveranstaltung, sind die eingesetzten Mercedes-Wagen in praktisch allen Disziplinen unschlagbar. Das verhilft Jellinek und dem Mercedes zu außergewöhnlicher Publizität. „Ganz klar haben die französischen Konstrukteure dem derzeit nichts entgegenzusetzen“, schreibt die Zeitung „La Presse“ am 30. März 1901. Im März und August 1901 erscheinen die Schwestermodelle 12/16 PS und 8/11 PS. Jellineks Geschäft boomt: In den höchsten Kreisen der Gesellschaft gehört es zum guten Ton, einen Mercedes zu fahren – oder natürlich sich darin fahren zu lassen. Das Cannstatter Daimler-Werk kommt mit der Fertigung kaum nach.
Die Marke „Mercedes“
Nach den bahnbrechenden Motorsport- und Markterfolgen der Mercedes-Wagen wird der Name „Mercédès“ am 23. Juni 1902 als Warenzeichen angemeldet und am 26. September gesetzlich geschützt. Emil Jellinek macht ein Jahr später einen persönlichen Schritt: Er erhält im Juni 1903 die Erlaubnis, sich fortan Jellinek-Mercedes zu nennen. „Wohl zum ersten Mal trägt der Vater den Namen seiner Tochter“, kommentiert er diese Entscheidung.
Der Mercedes-Stern
Er wird von der DMG im Juni 1909 sowohl als Dreizack- wie auch als Vierzackstern als Warenzeichen angemeldet. Beide Formen werden gesetzlich geschützt, doch nur der Dreizackstern kommt unmittelbar zum Einsatz und ist ab 1910 auf den Kühlern der Mercedes-Fahrzeuge in plastisch geprägter Form zu sehen. Die drei Spitzen des Symbols gelten auch als ein Sinnbild von Gottlieb Daimlers Bemühen um universelle Motorisierung „zu Lande, zu Wasser und in der Luft“.
Die Marke Mercedes-Benz
Als 1926 die Daimler-Motoren-Gesellschaft und Benz & Cie. fusionieren, wird ein neues Markenzeichen geschaffen. Es umfasst die wesentlichen Elemente der bisherigen Embleme: den Dreizackstern der Daimler-Motoren-Gesellschaft umgibt die Wortmarke „Mercedes“ und der Markenname „Benz“, dessen Lorbeerkranz beide Wörter verbindet. Dieses Warenzeichen schmückt heute noch die Fahrzeuge der Marke Mercedes-Benz.