Automobile Kurznachrichten 07/2016 – kleingehackt und mundgerecht
Vorstandschef Zetsche bleibt bis 2019 – Ola Källenius wird Entwicklungschef
Die Nachricht, dass der Aufsichtsrat der Daimler AG mit seinem Vorstandsvorsitzenden Dr. Dieter Zetsche den Vertrag verlängert, überrascht im Jahr 2016 niemanden. Vom „Ankündigungsweltmeister“, wie man Daimler und Zetsche 2010 noch benannte wurde ein Manager, der „übers Wasser gehen kann“, man sieht „die richtige Strategie“ und Daimler ist erfolgreich wie nie zuvor. Von 1,28 Mio verkauften Autos im Jahr 2015 explodierte der Absatz auf 2,001 Mio Fahrzeuge im Jahr 2015, Daimler ist die Nummer zwei im Premiumsegment hinter BMW, hat aber Audi im Jahr 2015 überholt. Umsatz und Ertrag stimmen auch und im Dezember und Januar konnte man auch beim Absatz BMW schlagen – das Ziel, im Jahr 2020 von der Spitze des Wettbewerbs zu grüßen, wird immer greifbarer. Und Zetsche wird sicherlich alles daran setzen, dass er das auch noch selbst verkünden darf. Aber was kommt dann?
Schaut man bei der Vorstellung neuer Fahrzeuge oder sonstigen öffentlichen Auftritten genauer hin, sieht man, dass Ola Källenius im vergangenen Jahr immer wieder (bewusst?) in Szene gesetzt wird – vielleicht um ihn und sein Gesicht nicht nur dem fachkundigen Publikum bekannt zu machen. Der ehemalige AMG-Chef wurde im vergangenen Jahr zum Vertriebsvorstand berufen und wird am kommenden Jahr (2017) den wichtigen Teil Forschung und Entwicklung der Daimler AG als Vorstand verantworten, wenn sich Thomas Weber in den Ruhestand verabschiedet. Ein Nachfolger für den Vertriebsvorstand ist noch nicht benannt, aber hier werden dem Produktionschef Markus Schäfer und dem Einkaufschef Klaus Zehender zumindest Ambitionen nachgesagt. Källenius ist mit 46 Jahren noch recht jung und wäre 2019 also „im besten Alter“, den Konzern noch einige Jahre zu führen. Andererseits ist sein neuer Job auch nicht ganz risikolos: Daimler hat sich erst in den letzten Jahren als innovative Automarke positioniert. Dabei stehen wichtige Entwicklungen – wie das autonome Fahren – oder die Art des Antriebs in den kommenden Jahren zur Entscheidung bzw. zur Serienreife an. Es gibt also durchaus die Möglichkeit, dass Fehlentscheidungen den Daimler-Konzern wieder ins Hintertreffen bringen.
Ola Källenius ist seit 20 Jahren bei Daimler beschäftigt. Er gilt als „Car-Guy“, als „Autonarr“, was mich auch in Zukunft auf ein wenig „Spaß“ bei aller Vernunft der automobilen Entwicklung hoffen lässt. Der gebürtige Schwede ist Vater dreier Kinder.
Mercedes-Benz Werk Kecskemét produziert das fünfhunderttausendste Fahrzeug
Ich kann mich noch gut erinnern, als ich zum ersten Mal berichtet habe, dass in einem Werk im ungarischen Kecskemét Kompaktfahrzeige – namentlich der CLA, der CLA Shooting Brake und die B-Klasse – gebaut werden. Das ist nun 4 Jahre her, die Werkseröffnung war im März 2012. Und es liefen bereits 500.000 Fahrzeuge vom Band. Respekt, die Zeit vergeht im Flug…. Rund 4.000 Mitarbeiter sind heute in Kecskemét beschäftigt.
Sitzbezüge aus dem Drucker? Künftig vielleicht in Serie…
Der Autositzhersteller Johnson Controls (Keiper Recaro) hat den Trend zu mehr Individualismus und Farben im Innenraum erkannt. Dazu könnten die Autohersteller eine Art „Blanko-Stoff“ mit fast frei wählbaren Motiven beim Hersteller bedrucken lassen. Eine vollkommene Individualisierung, also, dass jeder seinen Sitz bedruckt wie er gerne möchte, ist jedoch nicht vorgesehen. Allerdings gäbe diese Neuheit den Autoherstellern die Möglichkeit, unzählige Varianten problemlos abzubilden. Alles so schön bunt hier…
Daimler streicht 1.250 Stellen in US-LKW Werken
Aufgrund der global sinkenden Nachfrage im LKW-Bereich werden bei den Tochtermarken Freightliner und Western Star die Stellen gestrichen. Wie ein Daimler Sprecher mitteilte, sinke die Belegschaft jedoch „nur“ wieder auf das normale Maß, nach den Verkaufsrekorden im vergangenen Jahr war die Belegschaft offenbar aufgestockt worden. Auch der Konkurrent Volvo wird aus gleichem Grund Stellen streichen.
„Spritfresser-Abgabe“ – ein neuer Gag aus dem Berliner Unterhaltungstheater
Diesmal geht also die Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) in die Bütt und denkt darüber nach, ob Subventionen für Elektroautos nicht durch Zusatzabgaben bei Fahrzeugen mit besonders hohem Verbraucht finanziert werden sollen. Für 95 Gramm CO2 Ausstoß wären einmalig 50 EUR zu bezahlen, für über 200 Gramm könnten dann 1.000 EUR fällig werden. Natürlich wird dann auch hier wieder das Bild des „bösen“ Porsche Cayenne-Fahrers verwendet, der davon betroffen wäre und damit unterstellt, dass er das eben aus der Brieftasche bezahlt. Nebenbei sei angemerkt, dass ALLE SLK der Baureihen R170 und R171 über 200 Gramm CO2 in die Luft blasen. Und schon sieht der „Cayenne-Fahrer“ vielen Menschen ähnlich, die ich kenne… Und auch bei den Dieselfahrzeugen sieht sie einen „Spielraum“, denn Diesel-Fahrer würden in Summe deutlich weniger Steuern bezahlen als der Rest. Bleibt nur die Frage, wer die Diesel-Steuer bezahlt: Transport (auch Pakete, Post), Handwerker, öffentlicher Nahverkehr…
Der Verkehrsminister sieht dagegen die Förderung der Infrastruktur, also den Aufbau von (Schnell-)ladesäulen vorantreiben. So sollen 15.000 zusätzliche Elektro-Zapfsäulen entstehen. Bisher gibt es 5.600.
Daimler macht Elektromobilität zur Chefsache
Diese Nachricht passt dann zur vorherigen. Zukünftig fahren Führungskräfte des bei Daimler elektrifizierte Dienstfahrzeuge. Die Regelung gilt für die oberen Führungsebenen des Unternehmens und hat den Fokus auf Plug-In Hybride.
In einem Pilotprojekt im Großraum Stuttgart fahren Führungskräfte verschiedener Ebenen bereits seit April 2015 den rein batterieelektrischen B 250 e.
30 Millionen für Ladeinfrastruktur
Die große Mehrheit aller E-Auto Fahrer lädt ihr Fahrzeug, wenn es ohnehin für längere Zeit parkt: meist über Nacht oder während der Arbeitszeit. Daimler hat allein im Großraum Stuttgart bereits 556 Ladepunkte für Führungskräfte und Mitarbeiter aufgebaut.
„Um eine komfortable Nutzung unserer Elektrofahrzeuge und Plug-In Hybride zu ermöglichen, haben wir den weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur an unseren Standorten beschlossen. Die Arbeiten werden bereits in den kommenden Monaten durchgeführt“, betont Ola Källenius, Vertriebsvorstand von Mercedes-Cars. Insgesamt investiert das Unternehmen kurzfristig 30 Millionen Euro in die Erweiterung von Lademöglichkeiten.
Die nächste Generation von E-Fahrzeugen wird das auch erfordern. Denn die Akkus werden größer und selbst mit Schnelladestationen muss man 30 Minuten für einen Tankstopp einplanen. Dafür soll die nächste Generation an E-Fahrzeugen eine Reichweite von rund 300 KM haben – und nicht mehr nur 100 bis 170 KM.
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