Juni 1926: Aus DMG und Benz & Cie. entsteht die Daimler-Benz AG

Um ihren weltweiten Abnehmern „Personen- und Nutzfahrzeuge in unübertrefflicher Güte preiswert darbieten zu können“ schließen sich die beiden ältesten Automobilhersteller der Welt am 28. Juni 1926 zusammen. Die endgültige Fusion ist der Vollzug einer Entwicklung zwischen den beiden Firmen, die sich schon länger abzeichnete. Der Vorstand der DMG (Daimler Motoren Gesellschaft) unternimmt bereits während des ersten Weltkrieges (1914 bis 1918) Versuche, die beiden großen Automobilhersteller DMG und Benz&Cie. zu vereinen. Und auch im Jahr 1919 scheitern diese Bemühungen noch, obwohl sie in dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit unternehmerisch sicher richtig gewesen wären.

Mit und ohne Kreis: Vorn am Kühler des Mercedes Sportwagens vom Typ 630 aus dem Jahr 1926 sind zwei klassische Dreizack-Sterne zu sehen, oben auf dem Kühler sitzt der Stern im Kreis (Bild: Daimler AG)
Mit und ohne Kreis: Vorn am Kühler des Mercedes Sportwagens vom Typ 630 aus dem Jahr 1926 sind zwei klassische Dreizack-Sterne zu sehen, oben auf dem Kühler sitzt der Stern im Kreis (Bild: Daimler AG)
Urkunde zur Fusion 1926: In die neue Marke Mercedes-Benz bringt das Mannheimer Unternehmen Benz & Cie. neben der in Mannheim ansässigen „Rheinischen Automobil- und Motorenfabrik“ auch die „Benzwerke Gaggenau“ ein (Bild: Daimler AG)
Urkunde zur Fusion 1926: In die neue Marke Mercedes-Benz bringt das Mannheimer Unternehmen Benz & Cie. neben der in Mannheim ansässigen „Rheinischen Automobil- und Motorenfabrik“ auch die „Benzwerke Gaggenau“ ein (Bild: Daimler AG)

Die Schlüsselrolle bei der Verhinderung kommt den Vertretern der Hausbanken, die in den Aufsichtsräten beider Unternehmen waren, zu. Die Württembergische Vereinsbank, die im Aufsichtsrat der DMG saß, fürchtete den Einfluss der Rheinischen Creditbank, die wiederum bei Benz & Cie. vertreten war.

Nachdem der Vertreter der Württembergischen Vereinsbank verstirbt, ist der Weg frei für neue Annährungsversuche. Ausschlaggebend ist jedoch am Ende, dass beide Banken mit der Deutschen Bank fusionierten. Die Deutsche Bank als Anteilseignerin beider Unternehmen hatte nun ebenfalls ein Interesse an der Fusion – denn die Vermögenswerte beider Unternehmen sprachen in Goldmark gerechnet „eine traurige Sprache“. Um wieder wettbewerbsfähig zu werden sollten die beiden südwestdeutschen Autobauer nun ihre Energie nicht mehr im Kampf gegeneinander verbrauchen sondern diese in eine „gemeinsame Sache“ investieren.

Ehe von Kranz und Stern: Die Unternehmen Benz & Cie. und Daimler-Motoren-Gesellschaft schließen sich 1926 zusammen. Bereits 1925 entsteht die gemeinsame Vertriebsorganisation, für die diese Anzeige wirbt (Bild: Daimler AG)
Ehe von Kranz und Stern: Die Unternehmen Benz & Cie. und Daimler-Motoren-Gesellschaft schließen sich 1926 zusammen. Bereits 1925 entsteht die gemeinsame Vertriebsorganisation, für die diese Anzeige wirbt (Bild: Daimler AG)

Im Jahr 1924 gründen die beiden Firmen dann eine Interessengemeinschaft (IG), eine damals verbreitete Form der Kooperation. Gegen eine Fusion sprechen zu diesem Zeitpunkt wohl steuerliche Gründe. Der IG Vertrag ist recht weitreichend, er hat eine Laufzeit bis zum Jahr 2000, eine „Verfolgung irgendwelcher wirtschaftlicher Sonderinteressen“ ist in diesem ausgeschlossen. Zusammen stellen beide Unternehmen im Jahr vor der Verschmelzung zur Daimler-Benz AG fast 6.000 Automobile her, beschäftigen mehr als 15.000 Menschen (0,4 Autos je Mitarbeiter) und erzielen rund 104 Millionen Reichsmark Umsatz. Im Jahr 2014 waren es 1,7 Millionen Fahrzeuge die mit etwa 275.000 Menschen gefertigt wurden (6,2 Fahrzeuge je Mit Mitarbeiter).

Strategisch bleiben beide Firmen zunächst unterschiedlich ausgerichtet. Die DMG möchte nach amerikanischem Vorbild möglichst rasch in die Massenproduktion einsteigen und ihre Motoren auch in Schiffe und Flugzeuge einbauen. Auch die Eingliederung eines Stahlwerkes und einer Kohlezeche ist zu dieser Zeit bei der DMG im Gespräch. Die Benz & Cie. möchte zunächst beim Automobilbau bleiben, lieber die Serienproduktion optimieren und die Modellpalette vereinfachen um damit wettbewerbsfähig zu werden, bevor man in die teure Massenproduktion einsteigt.

Die IG verständigt sich darauf die Produktpalette zu vereinfachen und zu vereinheitlichen. Außerdem soll in jedem Werk nur noch ein Fahrzeugtyp gebaut werden. So werden in Mannheim die Zweilitermotoren gefertigt, in Untertürkheim die Vier- bis Sechslitermotoren, Gaggenau wird Produktionsort für die leichten LKW unter vier Tonnen und in Marienfelde werden die schweren LKW gebaut. Der Karosseriebau wird in Sindelfingen konzentriert. Außerdem wird die „Mercedes-Benz AG“ als gemeinsame Vertriebsorganisation gegründet.

Von Gold zu Silber: Die eingetragenen Warenzeichen der Daimler-Motoren-Gesellschaft und der Firma Benz & Cie. von 1909 (obere Reihe), der veränderte Mercedes-Stern von 1916 und das neue Markenzeichen von Mercedes-Benz aus dem Jahr 1926. Die 1921 angemeldete Version des Sterns im Kreis entspricht der späteren Form des stilisierten Mercedes-Benz Warenzeichens (Bild: Daimler AG)
Von Gold zu Silber: Die eingetragenen Warenzeichen der Daimler-Motoren-Gesellschaft und der Firma Benz & Cie. von 1909 (obere Reihe), der veränderte Mercedes-Stern von 1916 und das neue Markenzeichen von Mercedes-Benz aus dem Jahr 1926. Die 1921 angemeldete Version des Sterns im Kreis entspricht der späteren Form des stilisierten Mercedes-Benz Warenzeichens (Bild: Daimler AG)

Der Stern geht auf

Sinnbildlich für die Fusion entsteht das neue Markenlogo von Mercedes-Benz, das bereits im Februar 1925 als neues Warenzeichen angemeldet wird. Es verbindet den Mercedes-Stern von Daimler mit dem Lorbeerkranz von Benz. Die beiden ursprünglichen Markenzeichen stammen aus dem Jahr 1909 und sind bis 1926 immer wieder weiterentwickelt worden. In frühen Anzeigen und anderen Publikationen der Daimler-Benz AG sind anfangs auch häufig die bisherigen Logos gemeinsam mit dem neuen Markennamen Mercedes-Benz präsent.

Bekränzter Stern als Kühlerzeichen: Der Stern im Lorbeerkranz, eine Kombination der Markenzeichen der Daimler-Motoren-Gesellschaft und der Firma Benz & Cie., wird beim Patentamt am 18. Februar 1925 als Warenzeichen angemeldet (Bild: Daimler AG)
Bekränzter Stern als Kühlerzeichen: Der Stern im Lorbeerkranz, eine Kombination der Markenzeichen der Daimler-Motoren-Gesellschaft und der Firma Benz & Cie., wird beim Patentamt am 18. Februar 1925 als Warenzeichen angemeldet (Bild: Daimler AG)

Schreibe einen Kommentar