Premiere der S-Klasse Coupés der Baureihe 140 vor 30 Jahren
Bis heute kann ich nicht einmal klar sagen, ob ich dieses Auto „schön“ finde – aber ich mag es sehr gerne. Denn wenn man einmal mit diesem doppelt verglasten „Panzer“ fahren durfte, ist es eigentlich um einen geschehen: „ich da drin und ihr da draußen“… man gleitet durch den Straßenverkehr, samtweich und unhörbar wird das Fahrzeug schnell (und zu schnell…), die Sitzmöbel sind gigantisch, alles geht so leicht – es ist eigentlich „Entspannung total“ (bis man dann zur Tankstelle kommt und die Rechnung sieht…).
Entgegen dieser harmonischen, entspannten Eindrücke hatte ich als recht junger Fahrer noch ein anderes Erlebnis mit einem Coupé dieser Klasse. In einem für damalige Verhältnisse ordentlich motorisierten Opel Calibra, mit Sportfahrwerk (Bilstein, kein Müll) war ich flott (also, überholt hatte bisher keiner…) auf den Kurven der A3 in Richtung Ruhrgebiet unterwegs als dieses „Ding“ massiv im Rückspiegel auftauchte und mich derart „stehen“ ließ, dass dieses Modell fortan bei mir „Fliegendes Auge“ hieß – und bis heute heißt:
das Mercedes-Benz SEC-Coupés der Baureihe 140, das vor 30 Jahren die automobile Weltbühne betrat.
Der 600 SEC ist 1992 das teuerste Serienautomobil aus deutscher Produktion. Dort kostet es im Februar 1992 mit seiner opulenten Ausstattung – ohne weitere, zusätzlich auf Wunsch erhältliche Posten – 220.020,00 DM.
Technologisch ganz vorn ist der C 140 kurze Zeit unter anderem bei der Einführung des Elektronischen Stabilitäts-Programms ESP: Das neue Assistenzsystem wird von Mercedes-Benz gemeinsam mit Bosch entwickelt, 1994 in Coupés der Baureihe 140 als Weltpremiere vorgestellt und erlebt 1995 in den Coupés seine Markteinführung. Auch sonst steht bei der Entwicklung des Coupés – wie schon bei den Limousinen der S-Klasse – die weitere Perfektionierung von Komfort und Sicherheit im Vordergrund.
Das reicht von den Doppelverglasungen der Scheiben für optimale Akustik und Sicherheitsgurten mit Gurtbringern über die elektrische Sitzeinstellung (mit Memoryfunktion im 600 SEC serienmäßig) und Klimatisierungsautomatik mit getrennten Zonen für Fahrer und Beifahrer (serienmäßig im 600 SEC) bis zum aufwendig abgestimmten Fahrwerk: Dieses besteht aus einer neu entwickelten, schwingungstechnisch von der Karosserie entkoppelten Doppelquerlenker-Vorderachse und einer hinsichtlich der Radführung grundlegend überarbeiteten Raumlenker-Hinterachse.
Gerade der 600 SEC lässt mit seiner Serienausstattung kaum Wünsche offen. Die Zeitschrift „auto motor und sport“ schreibt denn auch in einem Vergleichstest von Zwölfzylinder-Coupés in Heft 3/1993 über das Spitzenmodell: „So ist der Mercedes zwar nicht der König der Landstraße, dafür aber der unangefochtene Beherrscher des Fahrkomforts. Geräusch, Federung, Sitze, Klimatisierung, jeweils ein Optimum, summieren sich zu einem Komfortniveau weit über jenem der beiden Zwölfzylinder-Konkurrenten.“
Zunächst werden die beiden Varianten 500 SEC (V8-Motor mit 4.973 Kubikzentimetern Hubraum und 235 kW/320 PS) und 600 SEC (V12-Motor mit 5.987 Kubikzentimetern Hubraum und 290 kW/394 PS) angeboten. Die Motorisierung entspricht den jeweiligen Limousinen der S-Klasse der Baureihe 140. Ab 1994 ergänzt ein dritter Typ mit 4,2-Liter-Vierventil-V8-Motor die Modellpalette. Diese tragen zu dem Zeitpunkt aber schon nicht mehr die Bezeichnung SEC, sondern werden seit der Einführung der neuen Mercedes-Benz Nomenklatur für sämtliche Personenwagenbaureihen im Juni 1993 als S-Klasse Coupés geführt.
Dass die SEC-Coupés ihren Spitzenplatz mit mehr als nur technischer Exzellenz, Leistung und einem stolzen Preis verdienen, macht nicht zuletzt die Bewertung der Zweitürer in internationalen Medien deutlich: „Einem König angemessen (und mit einem fürstlichen Preis versehen)“, schreibt das Fachmagazin „Road & Track“ in seiner Ausgabe vom April 1993 über den Mercedes-Benz 600 SEC. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ würdigt den gleichen Typ im März 1993 sogar als „Kaiser der Autobahn“ in einem Fahrbericht, der überschrieben ist mit „Seine Majestät das Coupé lassen bitten“. Allerdings zollt der Autor auch der Dynamik des großen Coupés seinen Respekt: „Überraschend flink wuchtet sich der voluminöse Wagen [auf der Landstraße] um die Kurven, als wiege er nur die Hälfte.“
Diese einzigartige Verbindung aus luxuriöser Eleganz und sportlicher Leistung begeistert Liebhaber der Marke heute genauso wie vor 30 Jahren. Insgesamt werden innerhalb von sechs Jahren genau 26.022 Coupés der Baureihe 140 im Werk Sindelfingen gebaut. Davon entfällt fast ein Drittel auf das V12-Spitzenmodell (8.573 Fahrzeuge). Deutlich mehr als die Hälfte der Kunden entscheidet sich für die Variante mit 5-Liter-V8-Motor (14.953 Fahrzeuge).