Automobile Kurznachrichten 20/2017 – kleingehackt und mundgerecht

Luft raus – GTÜ testet Pannensets

GTÜ-Test Reifenpannensets 2017 (Bild: GTÜ)

Der Einsatz von Pannensets im Falle eines Reifenschadens ist immer noch eine Glaubensfrage. Denn die klebrige Dichtmasse ist nur schwer wieder von der Felge zu entfernen.

Außerdem lassen sich mit Pannensets nur kleine Beschädigungen vorübergehend reparieren – man darf mit maximal 80 Km/h noch praktisch bis zum nächsten Reifenhändler fahren. Gerade bei kleinen Schäden wäre jedoch die Reparatur des Reifens durch einen Fachmann noch möglich, wenn man die Dichtmasse schon verwendet hat, ist keine Reifenreparatur mehr möglich.

Es gibt keine gesetzlich vorgesehene Einschränkung bei Reifenreparaturen allerdings wird bei sogenannten Hochgeschwindigkeitsreifen (ab <210 Km/h) die Reparatur meist abgelehnt, da die Belastung auf den Reifen bei hohen Geschwindigkeiten sehr groß ist. Ein Haftungsrisiko möchte da niemand eingehen.

Beim aktuellen Test hat die GTÜ versucht, ein 6 mm großes Loch auf der Lauffläche eines 17 Zoll-Reifens abzudichten und möglichst auf 2.5 bar wieder aufzupumpen. Druckmessungen zur Kontrolle fanden nach einer und nach 24 Stunden statt. Im Ergebnis hat keines der Sets perfekt abgedichtet, aber man sieht schon daran, dass bei einem Produkt nach 24 Stunden noch 2.4 bar Reifendruck vorhanden sind, bei einem anderen nur noch 0.8 bar, dass die Unterschiede gewaltig sind.

Das Ergebnis des Tests ist auf der GTI Grafik zu sehen. Einfach auf das Bild klicken dann wird es vergrößert.

Luft-Nummer: Verdacht erregen 7 Prozent der KfZ-Schäden

… bei der Versicherung. Meist erregen die Schadenmeldungen Aufsehen, bei denen die Schilderungen nicht zum Schadenbild passt oder bei denen die Betroffenen widersprüchliche Angaben machen. Diese Fälle werden „dubiose Schadensfälle“ genannt und von den Versicherungen genauer untersucht. Mit den 7 % „Dubiosfällen“ im Kfz-Bereich sind die Auto-Kunden offenbar ehrlicher als die Kunden in anderen Versicherungs-Sparten. Bei Sachversicherungen liegt deren Anteil bei 9 %, bei Haftpflichtversicherungen gar bei 16 %.

In Luft aufgelöst? Was wurde denn aus diesen jungen Automarken?

Viel vorgenommen hatte sich die westfälische Auto-Manufaktur Artega mit ihrem GT. Mit VW-Technik sollte der Sportwagen eine Alternative zum Porsche 911 darstellen. Obwohl die Firma als Ableger der Paragon AG, einem Automobilzulieferer, finanziell gut aufgestellt war konnte sich das Fahrzeug am Markt nicht durchsetzen. 2009 wurde Artega von einem mexikanischen Bierbrauer übernommen, 2012 kam die Pleite. Die Paragon AG übernahm erneut die Vermögenswerte und präsentierte 2015 auf dem Genfer Autosalon einen elektrisch angetriebenen GT. Seither ist es um die Marke allerdings stiller geworden…

Richtig schnelle Fahrzeuge wurden Anfang des Jahrtausends auch in der Gumpert Sportwagenmanufaktur hergestellt. 2005 erschien der Gumpert Apollo, ein Rennwagen für die Straße, der mit einer Beschleunigung von 0-100 Km/h in rund 3 Sekunden und einer Endgeschwindigkeit von rund 360 km/h von sich reden machte. Von Anfang an schwierig war jedoch die finanzielle Situation des Unternehmens. Nach vielen Hochschulen Tiefs folgte 2012 die Insolvenz. Die Rechte an der Sportwagenmanufaktur wurden 2012 an einen Investor aus Hongkong verkauft. Im Jahr 2016 wurde mit dem Apollo Arrow noch ein Supersportwagen in Genf präsentiert. Seither ist es aber auch um Gumpert ruhig geworden.

Mit Fahrleistungen anderer Art machte die Marke Jetcar von sich reden. Den nur 2.5 l Diesel sollte das Fahrzeug auf 100 km verbrauchen. Auch eine Elektrovariante gab es zu bestaunen. Das Konzept mit zwei Sitzen hintereinander erinnerte ein wenig an die Kabinenroller der 1960 er Jahre. Mindestens genauso überraschend waren jedoch die Preisvorstellungen des Herstellers: 50.000 € für das Dieselmodell, 80.000 € für das E-Modell waren schon heftig für diesen Exoten. Ob jemals eine Privatperson ein solches Auto gekauft hat ist nicht bekannt. Die Internetseite des Unternehmens gibt es noch, ob die Firma noch aktiv betrieben wird ist nicht bekannt.

Bei Melkus versuchte man, die DDR-Sportwagenmarke wiederzubeleben. 1969 präsentierte der Rennfahrer und Firmengründer Heinz Melkus den einzigen Straßen zugelassenen Sportwagen der DDR. Aus dieser Historie sollten Anfang der 2000 er Jahre wieder neue Sportwagen entstehen. Technisch passierten die Modelle auf dem Lotus Exige, die Verkaufszahlen waren jedoch gering. Heute kann man noch neue Aufbauten des Ur-Melkus aus dem Jahr 1969 kaufen.

Die Wiederbelebung der Marke Veritas aus dem Westen der Republik wurde Anfang des Jahrtausends ebenfalls mehrmals angekündigt. Die Marke war bis Ende der 1950 er Jahre im Rennsport erfolgreich und hatte nach dem Krieg auch teilweise recht hübsche Fahrzeuge im Angebot. Da die finanzielle Situation offenbar schon immer angespannt war, blieb der Marke wohl der große Erfolg verwehrt. Vom neuen Renner mit BMW 12-Zylinder-Motor gab es fahrfertige Prototypen, eine Serienfertigung war mehrmals angekündigt. Ob jemals ein Fahrzeug an einen Kunden verkauft worden ist, ist unbekannt. Um die Firma Veritas ist es wieder still geworden.

Auf Basis des Audi TT wollte die Firma YES durchstarten. 1999 wurde eine leistungsstarke Abwandlung des Audi-Modells vorgestellt. Einige wenige Fahrzeuge wurden offenbar verkauft – 2009 kam jedoch die Pleite. Der neue Eigner der Marke bot den YES-Roadster noch einige Zeit zum Kauf an, inzwischen gibt es die Internetseite des Unternehmens jedoch nicht mehr.

Der größte unter den kleinen Autobauern ist die Firma Wiesmann. Immerhin rund 1.600 Sportwagen wurden von ihr verkauft. Dennoch folgten Pleite, Sanierungsplan, Gläubiger-Hickhack und am Ende die Liquidation. Die Markenrechte haben englische Investoren übernommen. Laut deren Aussage soll Wiesmann bald wieder produzieren.
Das liest man jedoch schon einige Zeit – mal sehen was passiert…

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