Automobile Kurznachrichten 29/2017 – kleingehackt und mundgerecht
- G-roße Klasse: 300.000 G-Klassen
- Große Jobmaschine: Laut Studie kostet Verbot des Verbrennungsmotors 600.000 Jobs
- Großer Unsinn: Die Wechselkennzeichen in Deutschland braucht kein Mensch
- Große Träume ausgeträumt: der Lausitzring ist an die Dekra verkauft
- Großer Säufer: Der Durst eines Fahrzeugs kann zu einem Rücktritt vom Kaufvertrag führen
G-roße Klasse: 300.000 G-Klassen
Das hätte wahrscheinlich im Jahr 1979 niemand gedacht: dass dieser Geländewagen mehr oder weniger optisch unverändert im Jahr 2017 immer noch vom Band läuft und ihnen den bisher 38 Produktionsjahren 300.000 dieser Fahrzeuge hergestellt würden.
Seit 2009 erlebt die G-Klasse einen wahren Boom – im Jahr 2016 wurden knapp 20.000 dieser Fahrzeuge verkauft. Was als Arbeitstier begonnen hat wurde zum Modeartikel für die gesellschaftliche Oberschicht. Statt NATO-oliv werden die Fahrzeuge heute in designo-Farben lackiert, anstelle spartanischer Arbeits-Ausstattung im Innenraum haben hier längst die edelsten Materialien Einzug gehalten. Und auch technisch ist die G-Klasse natürlich mit allen Segnungen modernster Fahrzeugelektronik erhältlich.
Dieses 300.000. Modell wurde so gefertigt, wie das die Teilnehmer bei einer Facebook-Aktion abgestimmt hatten. Das Fahrzeug in designo mauritius blau wird in diversen Medien als Werbeträger zu sehen sein.
Große Jobmaschine: Laut Studie kostet Verbot des Verbrennungsmotors 600.000 Jobs
Im politisch bei der politisch korrekten Diskussionen zum Verbot von Verbrennungsmotoren werden alle möglichen Zahlen Daten und Fakten genannt. Irgendwie hat man manchmal den Eindruck, dass sich niemand Gedanken darüber macht, dass am Maschinenbau, also der Motorenfertigung, jede Menge Arbeitsplätze hängen. Eine Studie im Auftrag des VDA hat nun ermittelt, dass ein gänzliches Verbot von Verbrennungsmotoren rund 600.000 Arbeitsplätze in Gefahr bringt. Am meisten betroffen wäre natürlich die Automobilindustrie mit über 400.000 Jobs – aber auch die kleinen und mittleren Zulieferer wären mit rund 130.000 Arbeitsplätzen betroffen.
Wer diese Zahl gesamtwirtschaftlich nicht einordnen kann: es wären immerhin 13 % der Bruttowertschöpfung der deutschen Industrie tangiert (rund 48 Milliarden €).
Großer Unsinn: Die Wechselkennzeichen in Deutschland braucht kein Mensch
Schon als bekannt gemacht wurde, wie die Wechselkennzeichen in Deutschland ablaufen sollen, war schnell klar: das braucht kein Mensch!
Gerade einmal 3.838 Wechselkennzeichen sind laut KBA im Umlauf. Das liegt natürlich hauptsächlich daran, dass es weder bei der Steuer noch bei den Versicherungen einen nennenswerten Nachlass auf die Zulassung jeweils beider Fahrzeuge gibt – obwohl man ja eigentlich immer nur mit einem Fahrzeug die Straße benutzen oder einen Unfall produzieren kann. Daher ist es weiterhin unverständlich, dass man nicht einfach beide Fahrzeuge zu den Konditionen des teureren Fahrzeugs mit einem (Wechsel-) Kennzeichen fahren kann. In der heutigen Form braucht diese Wechselkennzeichen wirklich niemand.
Große Träume ausgeträumt: der Lausitzring ist an die Dekra verkauft
Die Formel eins sollte einst auf dem Eurospeedway in Brandenburg gastieren – die bekannteste Rennserie, die dort fuhr, war die DTM. Doch ob es künftig noch Autorennen auf diesem Kurs geben wird ist mehr als fraglich. Die Dekra möchte auf dem erworbenen Ring ein Testgelände für autonomes Fahren einrichten. Dazu werden Gebäude und Testanlagen gebaut. So sollen auch Geisterstädte entstehen, auf denen getestet werden kann, wie sich die Fahrzeuge in urbaner Umgebung bewegen, wie sie auf Fußgänger reagieren und so weiter…
Ebenso ungewiss wie die Autorennen an sich ist die Zukunft der Zuschauertribünen.
Im Jahr 2000 hatte der Lausitzring mit ambitionierten Zielen eröffnet – er entstand auf einem ehemaligen Tagebaugelände. Dem schweren Start folgte eine Insolvenz. Aktuell gibt es offenbar einen größeren Sanierungsstau, weshalb der bisherige Betreiber wahrscheinlich dem Verkauf zugestimmt hat.
Großer Säufer: der Durst eines Fahrzeugs kann zu einem Rücktritt vom Kaufvertrag führen
Bisher gab es kein Urteil, wonach man deutlich erhöhte reale Verbrauchswerte als Grund für den Vertragsrücktritt beim Autokauf anführen konnte. Die Rechtsprechung sah bisher in den Werbeaussagen zum Kraftstoffverbrauch keine zugesagte Eigenschaft des Fahrzeugs. Das könnte sich nun ändern: nach Ansicht des Landgerichts Düsseldorf sind real gemessene Verbräuche zwischen 15.7 % und 30.5 % über den Herstellerangaben Rücktrittsgrund. Ein vom Gericht bestellter Sachverständiger hatte auf einem Testgelände versucht, die Ergebnisse laut Fahrzeug-Prospekt zu reproduzieren. Dies gelang ihm, wie eingangs geschrieben, nicht. Das Gericht meinte nun, dass bei allen Unzulänglichkeiten der standardisierten Messverfahren der Käufer dennoch erwarten könne, dass man diese Werte unter Testbedingungen auch erreichen kann.
Das Gericht sah in dem erheblich höheren Verbrauch eine erhebliche Pflichtverletzung – damit kann der Kunde vom Kaufvertrag zurücktreten.
Natürlich bekommt er nicht den Neupreis erstattet, sondern den Neupreis abzüglich eines Nutzungsentgeltes für die Zeit, in dem ihm das Fahrzeug zur Verfügung stand.
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