Juni 1926: Aus DMG und Benz & Cie. entsteht die Daimler-Benz AG
Um ihren weltweiten Abnehmern „Personen- und Nutzfahrzeuge in unübertrefflicher Güte preiswert darbieten zu können“ schließen sich die beiden ältesten Automobilhersteller der Welt am 28. Juni 1926 zusammen. Die endgültige Fusion ist der Vollzug einer Entwicklung zwischen den beiden Firmen, die sich schon länger abzeichnete. Der Vorstand der DMG (Daimler Motoren Gesellschaft) unternimmt bereits während des ersten Weltkrieges (1914 bis 1918) Versuche, die beiden großen Automobilhersteller DMG und Benz&Cie. zu vereinen. Und auch im Jahr 1919 scheitern diese Bemühungen noch, obwohl sie in dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit unternehmerisch sicher richtig gewesen wären.
Die Schlüsselrolle bei der Verhinderung kommt den Vertretern der Hausbanken, die in den Aufsichtsräten beider Unternehmen waren, zu. Die Württembergische Vereinsbank, die im Aufsichtsrat der DMG saß, fürchtete den Einfluss der Rheinischen Creditbank, die wiederum bei Benz & Cie. vertreten war.
Nachdem der Vertreter der Württembergischen Vereinsbank verstirbt, ist der Weg frei für neue Annährungsversuche. Ausschlaggebend ist jedoch am Ende, dass beide Banken mit der Deutschen Bank fusionierten. Die Deutsche Bank als Anteilseignerin beider Unternehmen hatte nun ebenfalls ein Interesse an der Fusion – denn die Vermögenswerte beider Unternehmen sprachen in Goldmark gerechnet „eine traurige Sprache“. Um wieder wettbewerbsfähig zu werden sollten die beiden südwestdeutschen Autobauer nun ihre Energie nicht mehr im Kampf gegeneinander verbrauchen sondern diese in eine „gemeinsame Sache“ investieren.
Im Jahr 1924 gründen die beiden Firmen dann eine Interessengemeinschaft (IG), eine damals verbreitete Form der Kooperation. Gegen eine Fusion sprechen zu diesem Zeitpunkt wohl steuerliche Gründe. Der IG Vertrag ist recht weitreichend, er hat eine Laufzeit bis zum Jahr 2000, eine „Verfolgung irgendwelcher wirtschaftlicher Sonderinteressen“ ist in diesem ausgeschlossen. Zusammen stellen beide Unternehmen im Jahr vor der Verschmelzung zur Daimler-Benz AG fast 6.000 Automobile her, beschäftigen mehr als 15.000 Menschen (0,4 Autos je Mitarbeiter) und erzielen rund 104 Millionen Reichsmark Umsatz. Im Jahr 2014 waren es 1,7 Millionen Fahrzeuge die mit etwa 275.000 Menschen gefertigt wurden (6,2 Fahrzeuge je Mit Mitarbeiter).
Strategisch bleiben beide Firmen zunächst unterschiedlich ausgerichtet. Die DMG möchte nach amerikanischem Vorbild möglichst rasch in die Massenproduktion einsteigen und ihre Motoren auch in Schiffe und Flugzeuge einbauen. Auch die Eingliederung eines Stahlwerkes und einer Kohlezeche ist zu dieser Zeit bei der DMG im Gespräch. Die Benz & Cie. möchte zunächst beim Automobilbau bleiben, lieber die Serienproduktion optimieren und die Modellpalette vereinfachen um damit wettbewerbsfähig zu werden, bevor man in die teure Massenproduktion einsteigt.
Die IG verständigt sich darauf die Produktpalette zu vereinfachen und zu vereinheitlichen. Außerdem soll in jedem Werk nur noch ein Fahrzeugtyp gebaut werden. So werden in Mannheim die Zweilitermotoren gefertigt, in Untertürkheim die Vier- bis Sechslitermotoren, Gaggenau wird Produktionsort für die leichten LKW unter vier Tonnen und in Marienfelde werden die schweren LKW gebaut. Der Karosseriebau wird in Sindelfingen konzentriert. Außerdem wird die „Mercedes-Benz AG“ als gemeinsame Vertriebsorganisation gegründet.
Der Stern geht auf
Sinnbildlich für die Fusion entsteht das neue Markenlogo von Mercedes-Benz, das bereits im Februar 1925 als neues Warenzeichen angemeldet wird. Es verbindet den Mercedes-Stern von Daimler mit dem Lorbeerkranz von Benz. Die beiden ursprünglichen Markenzeichen stammen aus dem Jahr 1909 und sind bis 1926 immer wieder weiterentwickelt worden. In frühen Anzeigen und anderen Publikationen der Daimler-Benz AG sind anfangs auch häufig die bisherigen Logos gemeinsam mit dem neuen Markennamen Mercedes-Benz präsent.
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.