Vor 25 Jahren: Erster „Meredes-AMG“ – der C 36 AMG

Der Mercedes-Benz C 36 AMG hat auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main (IAA) vom 9. bis 19. September 1993 Premiere. Diese erste „Hochleistungslimousine“ der Baureihe 202 entsteht als erstes gemeinsames Projekt von Mercedes-Benz mit dem 1967 gegründeten Ingenieurbüro AMG. Das Modellprogramm von Mercedes-AMG, seit 2005 eine hundertprozentige Tochter der Daimler AG, ist heute umfassender als je zuvor.

Mercedes-Benz C 36 AMG der Baureihe 202 (Bild: Daimler AG)

Vom der 206 kW (280 PS) starken C36 (man muss inzwischen aufpassen, dass man „6“ und „3“ nicht vertauscht, aber es ist noch kein 63er…) werden bis 1997 insgesamt 5.221 Exemplare gebaut. Der Mercedes-Benz C 36 AMG begeistert 1993 Fachwelt und Fans gleichermaßen. Das ist auch einer Vorgeschichte der Leidenschaft für Leistung im Zeichen des Mercedes-Sterns zu verdanken, die bis in die 1960er-Jahre zurückreicht: 1967 gründen Hans Werner Aufrecht und Erhard Melcher ihr Ingenieurbüro für Konstruktion und Versuch zur Entwicklung von Rennmotoren. Schon zuvor haben die beiden Mercedes-Benz Mitarbeiter privat Rennsportwagen auf der Basis von Serienautomobilen mit dem Stern aufgebaut. Nun wird die sportliche Optimierung von Kundenfahrzeugen für die Straße zum zweiten Standbein.

Die Buchstaben AMG im Unternehmensnamen stehen für Aufrecht, Melcher sowie für Aufrechts Wohnort Großaspach. Über den Tourenwagen-Rennsport, wo Mercedes-Benz und AMG insbesondere in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) sehr erfolgreich zusammenarbeiten, kommen sich die beiden Unternehmen immer näher. Ab 1990 kooperieren sie schließlich auch bei der Entwicklung von sportlichen Hochleistungstypen für die Serienproduktion von Mercedes-Benz. Der C 36 AMG ist vor 25 Jahren das erste Ergebnis dieser Zusammenarbeit. Noch im selben Jahr folgen leistungsgesteigerte Varianten der E-Klasse Limousine (W 124) und des SL (R 129), die mit einem 280 kW (381 PS) starken 6,0-l-V8-Motor als E 60 AMG und SL 60 AMG angeboten werden.

Die Basis für den C 36 AMG bildet der Mercedes-Benz C 280, der jedoch hinsichtlich des Motors und des Fahrwerks umfassend überarbeitet wird. So kommt statt der im C 280 verwendeten 2,8-Liter-Variante des Reihensechszylindermotors M 104 dessen 3,2-Liter-Version zum Einsatz, die zu diesem Zeitpunkt beispielsweise im E 320 (Baureihe 124) verwendet wird. Um den Hubraum auf 3.606 Kubikzentimeter zu erhöhen, erweitern die AMG-Ingenieure die Bohrung von 89,9 auf 91 Millimeter und den Hub von 84 auf 92,4 Millimeter.

Für den ausgeprägt langen Hub sorgt die Kurbelwelle des Mercedes-Benz 3,5-Liter-Dieselmotors OM 605 D 35 A, deren Gegengewichte abgedreht werden und deren Welle neu gewuchtet wird. Bei der Optimierung greifen die Entwickler konsequent auf Komponenten aus dem Mercedes-Benz Personenwagenprogramm zurück: Die Bremsen an der Vorderachse des C 36 AMG stammen vom Mercedes-Benz SL 600 der Baureihe R 129, jene an der Hinterachse vom E 420 der Baureihe 124.

Viele weitere Verfeinerungen tragen zum Gesamtkonzept des C 36 AMG bei. Dazu gehören beim Motor neben den Spezialkolben als Sonderanfertigung unter anderem die neue Abstimmung des Drehschwingungsdämpfers der Kurbelwelle, eine Absenkung des Ölabweisblechs um zwei Millimeter, die Nacharbeitung der Ölspritzdüsen, ein größerer Hub und geänderte Steuerzeiten der Einlass-Nockenwellen sowie erweiterte Auslasskanäle und ein Querrohr mit deutlich größerem Querschnitt zwischen Luftfilterkasten und Ansaugkrümmer. Auch die Motorsteuerung wird den geänderten Parametern angepasst. Durch die Summe aller Modifikationen steigt die Leistung des 3,6-Liter-Motors im C 36 AMG gegenüber dem 2,8-Liter-Serienmotor um 64 kW (87 PS) auf 206 kW (280 PS) bei 5.750 U/min. Das Drehmoment erreicht 385 Nm bei 4.000 bis 4.750 U/min.

Zum guten Gesamteindruck trägt auch die Fahrwerksabstimmung bei, die einen guten Kompromiss zwischen harter Sportwagenfederung und komfortabler Dämpferauslegung einer kultivierten Limousine findet. Aber auch die Viergangautomatik überzeugt offenbar – die Zeitschrift „Auto Motor und Sport“ bescheinigt ihr im Heft 20/1994: „Sie schaltet schnell und unauffällig, reagiert spontan auf Kickdown und lässt sich dank der Wählhebelkulisse mühelos manuell schalten. Auf kurvenreichen Strecken kann dies nicht nur die Freude am Fahren steigern, sondern auch die Harmonie der Fortbewegung.“ Die Ausstattung mit Antriebsschlupfregelung (ASR) macht das Ausnutzen der Motorleistung ebenfalls zum verträglichen Genuss ohne Reue.

Der C 36 AMG steht vor 25 Jahren am Beginn der direkten Zusammenarbeit zwischen Mercedes-Benz und AMG. Im Jahr 1999 übernimmt der Stuttgarter Konzern die Mehrheit an AMG, seit 2005 ist die Mercedes-AMG GmbH eine hundertprozentige Tochter der Daimler AG.

Das Topmodell der C-Klasse wird zum ersten Großserienmodell in der Geschichte von Mercedes-AMG: Bereits im März 1997 wird das 5.000ste Exemplar ausgeliefert. Ein halbes Jahr später, nach mehr als 5.200 produzierten Fahrzeugen, wird der C 36 AMG im Herbst 1997 vom Mercedes-Benz C 43 AMG abgelöst, der ersten C-Klasse mit V8-Motor. Im Juni 1996 begründet der C 36 AMG eine bis heute andauernde Tradition, als die Marke aus Affalterbach zum ersten Mal das offizielle Safety-Car der Formel 1 stellt.

Im Juni 1996 geht der C 36 AMG erstmals als Safety-Car an den Start (Bild: Daimler AG)