Mercedes-Benz E 500 Limided Edtion – Premiere vor 25 Jahren
Acht Zylinder in der Mittelklasse? Das gab es bis 1990 nicht aus dem Hause Mercedes-Benz. Der „Wolf im Schafspelz“ begründete quasi die Klasse der Hochleistungslimousinen bei der Marke mit dem Stern – noch vor der Übernahme von AMG. Und dennoch war er kein reines Eigengewächs, der E 500.
Im März 1994 – also vor 25 Jahren – wird auf dem Genfer Automobil-Salon ein auf 500 Exemplare limitiertes Sondermodell vorgestellt. Im Oktober 1994 übergibt die Stuttgarter Marke dann den zehntausendsten seit der Premiere 1990 gebauten E 500 an den Kunden – es ist der ehemalige Mercedes-Benz Formel-1-Rennfahrer Hans Herrmann.
Der frühere Mercedes-Benz Werksrennfahrer in den Jahren 1954 und 1955 nimmt die äußerlich dezente E-Klasse im Montagewerk Zuffenhausen in Empfang. Denn hier, bei Porsche, wird der Supersportler der oberen Mittelklasse von 1990 bis 1995 endmontiert. Insgesamt werden genau 10.479 Exemplare des E 500 (bis 1993 unter dem Namen 500 E) gebaut. Ja, Anfang der 1990er Jahre stand es noch schlecht um den Stuttgarter Sportwagenbauer – die Lage war so prekär, dass man dem Vorstandsvorsitzenden der Porsche AG ab 1993, Wendelin Wiedeking, nur ein geringes Gehalt bezahlen konnte. Dafür übernahm er die persönliche Haftung für die Verbindlichkeiten des Unternehmens und sicherte sich als erfolgsabhängigen Teil seiner Vergütung 0,87 % des Vorsteuergewinns.
Was Anfangs als „mutig“ galt, als noch keine Gewinne gemacht wurden entwickelte sich prächtig und im Geschäftsjahr 2007/2008 zu einem Gehalt von 100,6 Mio. Euro.
Der Börsenwert von Porsche entwickelte sich von 300 Mio. Euro auf 250 Mrd. Euro – innerhalb von 14 Jahren!
Gut, also, die Lage im Stuttgarter Stadtteil Zuffenhausen war prekär und man war bereits an der Entwicklung des 500 E beteiligt. Bei Mercedes hatte man auch ein Problem: aufgrund der breiteren Kotflügel passte der E 500 nicht durch das Montageband der E-Klasse in Sindelfingen. Zu „Cleverles“ Zeiten (gemeint ist der damalige Ministerpräsident Baden-Württembergs, Lothar Späth) sollten die Unternehmen im Ländle zusammenhalten, auf das keines verloren ginge. Und so wurde die Rohlarosse des E 500 in Sindelfingen gebaut, lackiert und dann zur Endmontage nach Zuffenhausen verschickt. So kam die E-Klasse nach Zuffenhausen und sicherte dort Arbeitsplätze.
Im März 1994 stellt Mercedes-Benz das auf 500 Fahrzeuge beschränkte Sondermodell E 500 Limited vor: besonders exklusiv ausgestattet und mit Sonderlackierung wahlweise in Saphirschwarz oder Brillantsilber. Zu den Höhepunkten gehören Leichtmetallfelgen im Design der Räder des 190 E 2.5-16 Evolution II und die farblich individualisierte Innenausstattung (Leder grau, grün oder rot, Innenholzverkleidung aus schwarzem Vogelaugenahorn oder Wurzelnussholz).
Für damalige Verhältnisse absolute High-End. Und so heißt es im Prospekt denn auch: „Es ist einfach ein gutes Gefühl zu wissen, dass es nur 499 andere Autoliebhaber gibt, die ihn ihr Eigen nennen können.“ Neben der Leistung und der luxuriösen Ausstattung gelten für den E 500 Limited auch hinsichtlich der Sicherheit die „Mercedes-Maßstäbe“. Dazu gehören unter anderem Airbags für Fahrer und Beifahrer, die Antriebsschlupfregelung ASR und das Anti-Blockier-System ABS. „Schließlich ist er bei all seiner Sportlichkeit in erster Linie ein Mercedes. Wenn auch ein außergewöhnlicher“, heißt es dazu vor 25 Jahren in der Broschüre.
Hochleistungsfahrzeug im Maßanzug
Die Erfolgsgeschichte des E 500 beginnt 1990. Mercedes-Benz stellt das neue Topmodell der seit 1984 erfolgreichen Baureihe 124 der oberen Mittelklasse mit 5,0-Liter-V8-Motor damals noch unter dem Namen 500 E vor. Äußerlich ist das 240 kW (326 PS) starke Automobil (ab Oktober 1992 dann 235 kW / 320 PS) erst auf den zweiten Blick von seinen Schwestermodellen zu unterscheiden. Vor allem die leicht voluminöseren Kotflügel, die um 23 Millimeter tiefergelegte Karosserie und die modifizierte Bugschürze mit eingelassenen Nebelleuchten weisen ihn als Topmodell aus – der 500 E ist ein Hochleistungsfahrzeug im Maßanzug.
Umso deutlicher markiert die Limousine ihre Position im Portfolio über ihre Fahreigenschaften: Mit dem serienmäßigen Viergang-Automatikgetriebe erreicht der 500 E aus dem Stand in 5,9 Sekunden 100 km/h. Sein Spitzentempo ist bei 250 km/h abgeregelt. Der Vierventil-V8-Motor M 119 mit 4.973 Kubikzentimeter Hubraum unterscheidet sich von der aus dem 500 SL bekannten Ausführung unter anderem durch die erstmals verwendete elektronisch gesteuerte Einspritzanlage Bosch LH-Jetronic mit Hitzdraht-Luftmassenmessung. Auch der Motorblock wird gegenüber dem Sportwagen verändert, er hat nun die gleiche Deckhöhe wie der 4,2-Liter-V8-Motor.
Die Zeitschrift „Road & Track“ schreibt im Heft 5/1992
„Der 500 E ist eine prächtige Hochleistungslimousine mit ganz besonderen Eingeweiden. Er sieht perfekt aus (niedrig, einschüchternd, aber nicht auffallend wie der AMG „Hammer“ oder der 600 SEL von Mercedes). Er klingt großartig (nichts schlägt den Donner eines großen V8). Er geht sündhaft schnell für eine viertürige Familienlimousine (155 Meilen pro Stunde, elektronisch begrenzt). Er hat alles, was man von einem Mercedes erwartet. Und ein paar Dinge, die man nicht erwartet. Vor allem größere Mengen an Pferdestärken und ein Verhalten, das sagt … nun, Sie kennen das Wort.“ („The 500 E is a magnificent high-performance sedan that’s heavy on the visceral. It looks right (low slung, intimidating, but not showy, like the AMG Hammer or Mercedes’ own 600 SEL). It sounds great (nothing beats the thunder of a big V8). It goes sinfully fast for a family 4-door (155 mph, electronically limited). It has everything you’d expect in a Mercedes. And a few things you wouldn’t. Mostly, gobs of horsepower and an attitude that says … well, you know the word.”)
1993: aus 500 E wird E 500
Im Jahr 1993 macht der 500 E die letzte Modellpflege der Baureihe 124 mit. Es ist zugleich die Premiere der Mercedes-Benz E-Klasse. Denn so heißt die obere Mittelklasse der Marke mit dem Stern künftig. Damit ändert sich auch die Typbezeichnung, und aus dem 500 E wird der neue E 500. Zugleich bringt die Modellpflege eine Überarbeitung des Designs – unter anderem mit Plakettenkühler, farblosen Blinker-Deckgläsern vorn, zweifarbigen Abdeckungen der Heckleuchten sowie geänderter Linienführung am Heck.
Als die Produktion der E-Klasse der Baureihe 124 im Jahr 1995 endet, läuft auch der E 500 aus..
Der E 500 heute
Heute zählen 500 E und E 500 zu den besonders begehrten Youngtimern der Marke mit dem Stern. Auch bei Veranstaltungen der automobilen Klassik machen sie eine exzellente Figur.
Wer natürlich einen der raren E 500 Limited aus dem Jahr 1994 sucht, muss wirklich Glück haben. Denn dieses Sondermodell des Kleinserien-Sportfahrzeugs ist heute ein seltenes Exemplar unter den Mercedes-Benz Youngtimern.
Schaut man bei den einschlägigen Verkaufsportalen ist allerdings Vorsicht geboten: nicht immer, wenn „Limited“ dabei steht, ist es auch eines dieser 500 Fahrzeuge…