Russland Grand Prix 2015 – Vorschau
Die Formel 1 geht ihn ihre entscheidende Phase – wobei niemand ernsthaft daran zweifelt, dass Mercedes-AMG und Lewis Hamilton Weltmeister als Kontstrukteur und Fahrer werden. Den Team-Titel könnte Mercedes schon am kommenden Wochenende klar machen – und Red Bull droht mal wieder mit dem Ausstieg aus der Rennserie, deren Rechteinhaber offenbar ihre Anteile am „Formel 1 Zirkus“ verkaufen möchten. Es gibt also doch noch einiges, das man berichten kann…
Was wäre denn ohne Mercedes?
Es ist typisch für die Formel 1, dass ein Hersteller oder ein Team über einen gewissen Zeitraum dominiert. Man denke an McLaren mit Honda – davor Porsche – Motor und Renault in den 1980er Jahren, an Williams-Renault Anfang der 1990er Jahre, Michael Schumacher und Ferrari am Anfang dieses Jahrtausends, an die Vettel-Erfolge bei Red Bull und nun eben an Mercedes-AMG.
Dass aber ausgerechnet das Team, das die vergangenen Jahre dominiert hat – ohne das langweilig zu finden – nun immer wieder kritisiert, dass Mercedes einfach schneller ist, ist schon fast peinlich. Und was wäre denn, wenn Mercedes nicht dabei wäre? Dann würden Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen die WM ungefährdet anführen, Massa und Bottas würden die nächsten Plätze unter sich ausmachen und der „Rest der Welt“ würde genauso hinterher fahren, wie jetzt auch. Da Williams kein derzeit kein wirklicher Gegner für Ferrari ist, wäre die Formel 1 noch langweiliger! Denn würde Mercedes aufhören, wäre Red Bull ja deshalb nicht schneller…
Red Bull und die Rückzugs-Drohungen
Für die vier Bullen-Piloten Ricciardo, Kwjat (Red Bull) und Verstappen, Sain (Toro Rosso) ist es derzeit schwer, Zukunftspläne zu schmieden. Immer wieder sagt Red Bull Chef Dietrich Mateschitz, dass man ohne wettbewerbsfähigen Motor aussteigt. Es gab schon Meldungen, dass man bei Mercedes bereit sei, Motoren zu liefern – was allerdings von Mercedes-Seite dementiert wird. Es habe „lockere Gespräche“ gegeben, die aber beendet seien, sagt Toto Wolff. Niki Lauda wurde in dieser Woche zitriert, dass Red Bull ausschließlich mit Ferrari verhandle und die Frage sich für Mercedes daher gar nicht stelle. Bei Red Bull heißt es immer wieder, man verhandle mit Mercedes und Ferrari. Bei beiden Motorenherstellern wäre Red Bull aber nicht mehr die Nummer 1, wie das bis im vergangenen Jahr bei Renault der Fall war. Renault wird nach einer bisher abgegeben Absichtserklärung den Rennstall Lotus übernehmen und dann als Renault-Werksteam wieder einsteigen. Also haben alle Motorenlieferanten ihren eigenen Werks-Rennstall, alle Kundenteams liegen im Ranking immer hinter den eigenen Fahrzeugen. Honda scheidet aus, da es einen Exklusiv-Vertrag mit McLaren gibt.
Als Außenstehender zeichnet sich irgendwie keine Lösung ab und man darf weiterhin gespannt sein, was noch passiert…
Als nächstes wird sich wohl Renault zu Lotus bekennen müssen – offenbar gibt es dort weiterhin Probleme mit unbezahlten Rechnungen. Oder man spekuliert bei Renault auf den Kauf einer Insolvenzmasse…
Die Formel 1 – ein „Scheißprodukt“?
So wird auf jeden Fall der Geschäftsführer von Silverstone, Patrick Allen, zitiert. Er habe Bernie Ecclestone schon vor Monaten gesagt, dass er keine Tickes für ein „Scheißprodukt“ verkaufen könne. Nach seiner Meinung wollen die Zuschauer keine Prozessionen sondern „Gladiatoren“ sehen, bei denen es um Kämpfe zwischen den Fahrern geht. Er stelle auch die Frage, wie lange denn der Fahrer noch bei der Siegerehrung geehrt werde – und nicht der Technische Direktor.
Sicher wird sich die Formel 1 verändern müssen – aber ebenso sicher darf man Allen als Veranstalter ein gewisses Eigeninteresse unterstellen, die Rennserie schlecht zu reden: Um den Preis für das Gastspiel in England zu drücken…
Wird die Formel 1 verkauft? Oder Verklagt?
1,353 Mrd. US-Dollar macht die Rennserie an Umsatz. 198,3 Mio. US-Dollar stehen als Gewinn auf der Uhr. Die Teams dagegen verzeichnen in Summe Verluste – was aber wiederum den Auto-Herstellern egal sein wird, denn dort gibt es ja noch einen „Werbewert“, den man anderweitig ebenso mit Geld bezahlen müsste. Gerade aber die „kleinen“ Teams (Force India oder Sauber) müssen sich nicht nur selbst durchschlagen, sie bekommen auch im Vergleich zu den „big five“ (Ferrari, Red Bull, Mercedes, McLaren und Williams) auch weniger Geld aus den Töpfen der Betreibergesellschaft. Daher haben die beiden beispielhaft genannten Teams gegen die Verteilung bei der EU-Wettbewerbskommission Klage eingereicht. Die „big five“ erhalten neben den Preisgeldern noch Bonuszahlungen, von denen die „Kleinen“ nur träumen dürfen.
Bernie Ecclestone zeigt zwar Verständnis, andererseits verweist er darauf, dass das alles in den Verträgen steht, die von den Teams abgeschlossen werden. Wie die Sache ausgeht, wird man sehen…
Verkauft werden soll die Formel 1 – was sicherlich nicht schlecht fürs Geschäft wäre. Denn insbesondere bei der Vermarktung in den „neuen Medien“ ist man schlecht aufgestellt, da Bernie Ecclestone hierfür keine Notwendigkeit sieht. Andererseits könnte Bernie Ecclestone mit dem Verkaufsgedanken auch nur ein taktisches Manöver gemacht haben. Solche Schlagzeilen lassen sich eben gut verkaufen – und lösen vielleicht auch keine neue Diskussion aus, ob man in Russland Rennen fahren sollte.
Mercedes will mehr TV-Präsenz – die Kosten des Titels sollten einen Gegenwert haben
Niki Lauda wirkte schon nach dem Rennen ein wenig „angefressen“ und hat seinen Unmut auch bei Bernie Ecclestone kungetan: Gerade einmal 6 Minuten waren die Silberpfeile (immerhin Platz 1 und 2) während der Übertragung zu sehen – das ist Lauda eindeutig zu wenig. Offenbar hatte Ecclestone ein Einsehen, mal sehen, wie viel „silber“ am Wochenende zu sehen sein wird.
Denn es gilt, die Kosten (also den Verlust) für das Formel 1 Engagement belief sich im vergangenen Jahr für Mercedes auf 104 Mio. Euro. Klar, rechnet man das in die Kosten um, die Werbespots in gleicher länge gebracht hätten, ist das sehr günstig – aber eben nur, wenn die Autos auch zu sehen sind.
Manor Marussia 2016 mit Mercedes-Power
Nachdem Lotus entweder wegen Insolvenz oder wegen der Übernahme durch Renault als Kundenteam wegfällt, wurde Manor Marussia als neues Kundenteam für den Stern gewonnen. Ob das die beiden Renner vom Ende des Feldes in neue Sphären durchstarten lässt? Ich bin gespannt auf die kommende Saison.
Vor Sotschi – die Motoren
Lewis Hamilton kann in Sotschi alle 6 Komponenten des Motors wechseln und ist nicht von einer Strafversetzung bedroht. So bekommt er die neueste Ausbaustufe des Mercedes-Aggregates, das den Kundenteams vermutlich erst 2016 zur Verfügung stehen wird. Nico Rosberg hat bereits einen Motorwechsel mehr hinter sich und muss daher den aktuellen Motor noch bis zum Saisonende fahren. Beim Russland-GP werden planmäßig die Antriebseinheiten getauscht und sollen dann bis zum Saisonende halten.
Alle Mercedes-Motoren liegen im Plan-Soll, nur Nico Hülkenberg und Nico Rosberg müssen mit einer Strafe rechnen, wenn etwas kaputt geht.
Vor Sotschi – die Strecke
Die Strecke ist eher ein Stadtkurs durch die Olympischen Anlagen von 2014. 5,8 KM geht es mit einem Durchschnitt von über 200 KM/h und einer Spitzengeschwindigkeit von 330 KM/h durchs Olympische Dorf. 60 Prozent werden Vollgas gefahren. Wichtig ist daher, den Benzinverbrauch im Auge zu haben und die Batterien des Hybridsystems so gut wie möglich zu laden, um schnell zu sein und Benzin zu sparen. Es ist der schnellste Kurs im Rennkalender
Vor Sotschi – Mercedes-Team, Nico Rosberg und Lewis Hamilton
Mercedes-AMG kann schon jetzt den Konstrukteurstitel – wie 2014 – in Russland klar machen. Darauf werden die Verantwortlichen sicher auch das Augenmark legen. Für Nico Rosberg dürfte es das letzte Rennen sein, bei dem er sich eine realistische Chance auf den WM Titel erarbeiten kann, wenn er Lewis Hamilton schlägt – was angesichts dessen neuen Motors schwer werden dürfte.
Auf jeden Fall darf er nicht an den Start von 2014 denken. Denn da verpasste er in Kurve 1 den Bremspunkt – obwohl er eine gute Chance hatte, Hamilton vorbei zu kommen – holte sich einen Bremsplatten und musste Hamilton ziehen lassen. Lewis Hamilton gibt derweil weiter den Lebemann, stellt sich vor in 10 Jahren mit vielen Frauen auf einem Boot zu leben und sagt, es gehe in der Formel 1 eben darum, Rennen zu gewinnen, nicht Freunde.
In diesem Sinne – Viel Spaß beim Sotschi GP 2015!
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