Automobile Kurznachrichten 03/2016 – kleingehackt und mundgerecht

Mercedes-Benz überholt Audi – und Konzernchef Zetsche lacht dabei

Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG im SLC (Bild: Daimler AG)
Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG im SLC (Bild: Daimler AG)

Noch vor 3, 4 Jahren hatte man Dieter Zetsche bei den Hauptversammlungen noch als „Ankündigungsweltmeister“ bezeichnet. Allerdings war damals schon klar – ich schrieb das auch immer wieder – dass es erst einmal Geld kosten wird und die Erfolge erst in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts zu sehen sein werden. Seit die Zahlen für 2015 auf dem Markt sind, glauben Branchenkenner auch zu wissen, dass Dieter Zetsche auch über Wasser gehen kann. Vom Buh-Mann zum Heilsbringer – welch interessante Entwicklung, die aber durchaus absehbar war, wenn man eben auch einmal geschaut hat, wofür Geld investiert wurde…

1,87 Millionen Autos hat Daimler 2015 verkauft, Audi 1,8 Mio. Der größte Markt war erstmals China (auch das ist keine Überraschung, nachdem man den Vertrieb dort neu organisiert hat, schrieb ich auch schon), vor den USA. Über 434.000 Fahrzeuge waren C-Klasse Modelle (plus 40,1%), die SUV Familie steuerte insgesamt über 525.000 Fahrzeuge bei.

BMW liegt mit 2,25 Mio. Fahrzeugen zwar noch weit entfernt – allerdings wuchs das Absatzvolumen der Münchener im vergangenen Jahr „nur“ um 6,1% – das von Daimler dagegen um 13,4%. Wenn das so weitergeht wird’s was mit dem „Fit for Leadership“ Programm, das 2020 als Nr. 1 der Premium-Marken enden soll.

 

Kommt das Google-Ei-Auto von Ford?

Stilistisch wäre es für Ford eine gute Sache – denn das Ei-Auto ist sicherlich das hässlichste Auto, das man sich vorstellen kann. Die Ford Modelle würden sich also positiv abheben – selbst die Entgleisungen der Vergangenheit („Scorpio II“). Ob sich google jedoch einen Gefallen tut, mit einem Partner zusammenzugehen, der bisher keine Erfahrung mit autonomem Fahren hat, ist fraglich. Man darf gespannt sein…

 

Auto 2015: Alles geht elektrisch – nur die Sonnenblende (noch) nicht, aber bald

Alles geht elektrisch und vollautomatisch bei modernen Fahrzeugen – nur wenn einen die Sonne blendet, muss man noch manuell eingreifen und mechanisch die Sonnenblende bedienen – wie steinzeitlich!

Gezieltes stufenloses Verdunkeln der Scheiben hält Hitze aus dem Fahrzeug fern (Bild: Continental AG)
Gezieltes stufenloses Verdunkeln der Scheiben hält Hitze aus dem Fahrzeug fern (Bild: Continental AG)

Der Autozulieferer Continental präsentierte nun Abhilfe auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas. Ähnlich wie beim „Magic Sky Control“ werden die Scheiben durch das Anlegen von Strom Partikel so ausgerichtet, dass die Scheibe „normal“ Lichtdurchlässig ist – oder eben verdunkelt. Theoretisch ist es denkbar, alle Autoscheiben mit diesem System auszurüsten, bei den Demofahrzeugen ist es aufgrund gesetzlicher Bestimmungen bisher an Front-und Seitenscheiben nur im Bereich der Sonnenblende verbaut. Denkbar ist bei einer Vollverglasung mit diesem System auch, dass die Seitenscheiben automatisch abgedunkelt werden, wenn man das Auto parkt. Damit kann niemand sehen, was im Auto herumliegt.

Im Moment ist das System nicht nur beim SLK/C-Dach recht teuer – für ein Mittelklasseauto wird sich das System kurzfristig sicher nicht lohnen.

Neuwagenkäufer 2015 so alt wie nie

Naja, die Entwicklung wundert nicht wirklich. Schaut man die Preise an, die heute für Neuwagen aufgerufen werden – und den Wertverlust in den ersten drei Jahren, ist die Entwicklung nicht verwunderlich. Der Autokäufer 2015 war 53 Jahre alt, 1995 war er noch 46,1 Jahre. Interessant ist auch, dass Mercedes beim Alter weniger zugelegt hat, als beispielsweise BMW. Interessant ist auch, dass der durchschnittliche S-Klasse Käufer in China erst 40 ist, während er im Rest der Welt mindestens 55 Lenze auf dem Buckel hat. BMW-Käufer sind hierzulande also im Schnitt 51,6 Jahre jung, Audi 51,4, Mercedes 54,8. „Jugendliche“ Marken wie Mini bringen es auf 46,9 Jahre. Die Daten stammen vom CAR Center Automotive Research der Uni Duisburg Essen.

 

BMW i Vision: Elektronischer Zeuge bei Parkremplern

Auf der hab auch BMW ein Auto mit allem „Brimborium“ vorgestellt, bei dem mir eine Innovation dann doch berichtenswert erschien: „Bumper detect“ nennt sich ein Sensorensystem, das erkennt, ob das parkende Auto angefahren wurde und aktiviert die Kameras. Die vernetzten Sensoren benachrichtigen den Fahrer via Smartphone und machen auf Wunsch auch Bilder vom Übeltäter. DAS ist mal eine gelungene Idee, meine ich!

 

Die Grün*innen wollen den Verbrennungsmotor bis 2036 abschaffen

Nachdem die Sprache nicht mehr geschlechtlich sein soll, möchte die Partei – oder zumindest Teile davon – Verbrennungsmotoren bis 2036 verbieten. Bisher ist wenigstens nicht daran gedacht, dass dies dann auch den Betrieb von Bestandsfahrzeugen verbietet, es sollen nur keine neun Hinzukommen. Wer also 2036 einen SLK im H-Kennzeichen-Modus betreibt, dürfte ihn weiterhin fahren. Und falls es 2035 noch Motoren gäbe, die Spaß machen, würden die wahrscheinlich reißenden Absatz finden – aber die sind bis dahin wahrscheinlich sowieso downgesized (1,1 Liter Triturbokompressor-Woodoo mit 772 PS) oder verboten.

 

Mobile.de hat MOTOR-TALK übernommen

Mobile.de sieht darin eine perfekte Ergänzung seines bisherigen Angebotes – was klar ist. Denn wenn schon über Autos geschrieben wird, kann man die passenden ja auch gleich via Werbebanner anbieten. Und 2,6 Millionen Userdaten wechseln ihren Besitzer und gehören nun zum ebay-Imperium, das 2004 Mobile.de gekauft hat.

 

Gebrauchtwagen-Report von Mobile.de – Top-Ranking „Sportwagen“, SLK Platz 2

Für Mobile ist es eine gute Entwicklung, dass die Autokäufer älter werden – die jüngeren schauen vermehrt im Netz nach ihrem Traumwagen zum erschwinglichen Preis. Zum Jahresende waren die Preise auf hohem Niveau stabil.

Im Top-Ranking der Kategorie „Sportwagen“ steht der SLK ziemlich weit oben. Er hat einen recht hohen Preis und wenige Standtage. Die GLE-Klasse ist ziemlich an der Spitze der Tage und steht nur 37,5 Tage im Netz, was – wie man auch beim GLC sieht – wohl daran liegt, dass mancher Neuwagenkäufer auf „Schnäppchensuche“ zu sein scheint.

Pkw-Segment Marke Modell Durschnitts-Preis in EUR Standtage
Sportwagen BMW Z4 27.838 71,4
Mercedes-Benz SLK-Klasse 28.136 72,1
Mercedes-Benz CLK-Klasse 16.168 79,4
Porsche 911 94.782 79,5
Porsche Boxster 46.767 80,8

(Datenquelle: Mobile.de)

 

Microsoft kooperiert mir Harmann

Und damit gibt es Word, Excel, Outlook und Skype wohl auch bald in diversen Cockpits zu sehen. Denn Harmann wird die Technik in seine Fahrzeugprodukte integrieren. So kann der Geschäftsmann im Stau seine Korrespondenz gleich erledigen, Tabellen ausfüllen – und wenn er nicht mehr selbst fahren muss, braucht er gar kein Büro mehr. Man darf gespannt sein, wann das Finanzamt einen steuerlichen Abzug von Büroräumen ablehnt, wenn man schon ein Auto in der Bilanz hat…

 

Runflats für (fast) jedermann: Bridgestone bringt den „Driveguard“ nach Europa

Bridgestone hat seinen Run(on)flat, also Reifen, mit denen man auch bei einem Plattfuß (neudeutsch: flat) eine bestimmte Distanz mit reduzierter Geschwindigkeit weiterfahren kann, nun in Europa vorgestellt. Das neue an diesem Reifen ist, dass sie auch auf Fahrzeugen montiert werden können, die nicht serienmäßig bzw. ab Werk mit „Runflats“ ausgestattet sind. Lediglich ein Reifendruckkontrollsystem (RDKS) wird benötigt und das ist ja seit 2014 Pflicht bei Neuwagen.

 

Grau (also auch silber) ist die Autofarbe 2015

28,7 Prozent der Neuwagenkäufer entschieden sich für einen Silber- oder Grauton. Schwarz folgt mit 27,3 Prozent, weiß sind knapp 20 Prozent, wobei diese Farbe erstmals seit einigen Jahren rückläufige Zahlen hatte. Andererseits war die Zunahme auch gigantisch – 2006 wollten nur 2% ein weißes Auto haben.

Neben dem persönlichen Geschmack spielen auch Gedanken an den Wiederverkaufswert bei der Farbwahl eine Rolle. Nicht umsonst hat die Polizei vor einigen Jahren (und vor dem „Weiß-Boom“) auf silber als Grundfarbe umgestellt.

1996 waren noch zwei Drittel der Neuwagen rot, grün, blau oder gelb. 1991 wurden 30% in rot bestellt. Silber/Grau legte vom Tiefpunkt 1995 von 12,1% auf den Spitzenwert 2004 von 46,4% zu. Vor 20 Jahren waren Grüntöne mit 20% noch recht beliebt, inzwischen ist grün aber auf 1% gesunken. Rot wählen heute immerhin noch 6,1%. (Datenquelle: Verband der Automobilindustrie, Daten bis November 2015)

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