Großer Preis von Monaco 2015 – Vorschau
Das große Promi-Schaulaufen steht an am Wochenende, der Fürst bittet zum Tanz, ein Fürstentum steht kopf – das jährliche Spektakel in Monaco auf dem Schulweg von Nico Rosberg.
Und dieser ist genau deshalb, weil er dort lebt und aufgewachsen ist, besonders motiviert, bei Prinz Albert am Siegestisch zu sitzen. Nach einem vergleichsweise schlechten Wochenende in Spanien wird Lewis Hamilton aber genau das auch wollen – und am Ende wird auch Sebastian Vettel und das wiedererstarkte Ferrari Team einer Bootsparty auf einer schicken Yacht nicht abgeneigt sein. Es ist also angerichtet zum Höhepunkt der Saison, heute gibt es noch ein paar Daten und Fakten zum Rennen.
Quo Vadis Formel 1? Ist „grün“ zu teuer? Sind die Autos zu langsam? Zu leise?
Der Trend ist in den Vergangenen Jahren klar erkennbar. AMG-Autos die „63“ auf dem Kofferraum stehen haben, haben 5,5 Liter oder vielleicht bald noch 4 Liter Hubraum. Dafür steigt die Leistung stetig an – bei geringerem Verbrauch. Geladene Motoren, Hybride – all das gibt es im Straßenverkehr und es soll vernünftige Fahrleistung so effizient wie möglich und dem technischen Stand entsprechend auf die Straße bringen.
Es ist also durchaus logisch, dass der Motorsport dieser Entwicklung folgt, im Gegenteil, dass er dem „Hybrid“ eine sportliche Note gibt – war dieser Begriff bisher doch eher für die etwas grüneren Menschen ein Begriff.
Viele Teamchefs beklagen sich, dass man im Vergleich zu den GP 2 Autos kaum noch schneller sei und dass das ein Grund für nachlassendes Interesse sei. Auch dass die Autos heute einige Sekunden langsamer wären als vor 10 Jahren. Und letztlich klagen viele über die enormen Kosten der Antriebseinheiten.
Über all das kann man freilich diskutieren wie über die von Eccelestone und Lauda ins Spiel gebrachten 1.000 PS Motoren oder den von Weltmeister Alain Prost gemachten Vorschlag, mehr mechanischen Grip, mehr Motorleistung, weniger Aerodynamik, mehr mechanischer Grip (breitere Reifen).
Fraglich bleibt aus meiner Sicht aber, ob ein Zuschauer am Fernsehen erkennen kann, ob das Auto nun 4 Sekunden langsamer pro Runde ist. Oder ob ihm das vielleicht auch einfach egal ist, weil es spannende Rennen gibt? Die Tourenwagen Serien oder die GT Serien bieten jedenfalls tollen Sport zu moderaten Preisen für die Zuschauer. Ob ein Hybrid-Rennen von Hitec-Maschinen in der Wüste von Sonstwo tatsächlich den europäischen Motorsportfan hinter dem Ofen vorlockt?
Ich denke, es ist grundsätzlich gut, Themen wie „Hybrid“ in einer Klasse aufzunehmen, die auch von der Ingenieurskunst lebt ist kein Fehler. Durch den Sport kann es auch in „hippen“ Kreisen modern werden, wenn „AMG-Hybrid“ am Heck steht. Was aber viel wichtiger als diese ganzen technischen Finessen ist – man sollte nicht die „Experten“ fragen, was sie gerne hätten – sondern vielleicht einfach mal die Zuschauer? Was wollen sie sehen? Wie soll das ablaufen?
Und dann kann man sich Gedanken darüber machen, was technisch umsetzbar ist.
Von dieser Erkenntnis ist man aber noch so viele Meilen entfernt, dass man das kaum in Worte fassen kann….
Lewis Hamilton – Vertrag bei Silber bis 2018
Nun ist es eeeeendlich soweit, möchte man fast sagen. Unabhängig davon, ob man Hamilton nun mag oder nicht – aber die in jedem Rennen gestellte Frage nach der Vertragsverlängerung war nun schon ein wenig nervtötend. Für „ein bisserl mehr“ Geld (wie es Niki Lauda formulierte) oder für 30-40 Mio. Euro im Jahr (wie es in Medienberichten steht, je nach Erfolgsprämie) ist „Lewis Superstar“ nun also weiterhin bei Mercedes-AMG im Rennteam. Dass er sich – im Gegensatz zu seinem Kollegen – keinen Manager oder Berater gönnt, sondern dass er seinen Vertrag selbst verhandelt hat, bringt ihm wenigstens bei Niki Lauda Respekt.
Eine Überraschung war die Unterzeichnung sicherlich nicht. Hamilton ist seit seinem Einstieg in die Formel 1 – die ihm Mercedes-Benz ermöglicht hat – nur mit MB-Power unterwegs. Zuerst bei McLaren, dann im Werksteam. Seine beiden Weltmeistertitel hat er mit Stern im Heck erreicht – nach dem Motto „never touch a running system“ war also seine Präferenz für die Marke aus Untertürkheim sicherlich absehbar.
Neben seinem Gehalt darf er auf seine Siegerautos behalten – und muss dafür der Personenwagensparte für mehr Werbeauftritte zur Verfügung stehen, liest man.
Rosberg und Hamilton – ziemlich beste Freunde…
Nico Rosberg sagt in einem Interview, dass das Verhältnis der beiden Fahrer zwar nicht mehr freundschaftlich wäre wie früher, aber nicht zu vergleichen mit der offenen Feindschaft zwischen Ayrton Senna und Alain Prost. „Wir verstehen uns okay“ meinte der Wiesbadener, der Hamilton nun, nach dessen Einzug im selben Apartmenthaus nun auch als Nachbarn hat. Ebenso laufen sich die beiden nun im selben Fitness Studio über den Weg. Nachdem sich die beiden zu Karttagen ein Hotelzimmer geteilt hatten, ist die Freundschaft beim Kampf um die WM-Krone 2014 unter die Räder gekommen.
Red Bull hofft auf das bisher beste Saisonergebnis
Da es in Monaco weniger auf die reine Motorpower ankommt, rechnet sich Red Bull eine bessere Platzierung (bisher 2x 6. Platz) aus. Auch die beiden Piloten meinen, dass sich das Auto „ganz gut“ anfühlt. Dr. Helmut Marko meint auch, dass eine Strecke, auf der es nicht auf die Power auf den Geraden sondern die Kurven im Vordergrund stehen, den Roten Bullen entgegenkommt. Andererseits muss man halt erstmal überholen – und in Monaco ist das mit schwachem Motor wahrscheinlich kaum möglich. Andersrum dürfte man mit einem Mercedes-Motor einen Red Bull auch überholen können, selbst wenn dieser im Training den besseren Startplatz ergattert hat.
Das Ende der Einheitsreifen? Kommt ein „Reifenkrieg“?
Ein Gedanke, wie man wieder mehr Spannung in die Rennen bekommt, ist die Abkehr der seit 2007 verwendeten Einheitsreifen von Pirelli. Fernando Alonso meint zum Beispiel, dass sich 2005, als es noch zwei Hersteller gab, diese durch ständige Verbesserungen einen regelrechten „Reifenkrieg“ geliefert hatten. Dadurch wurde das Produkt aber immer besser, die Zeiten immer schneller. Seit Pirelli nun Monopolist qua Reglement ist, entwickeln sich die Reifen nicht in Alonsos Sinne.
Bei Pirelli sieht man das naturgemäß anders – hier glaubt man nicht, dass mehr Reifenhersteller einen positiven Effekt hätten. Welch Wunder…
Die derzeitige Ausschreibung für einen neuen Reifenlieferanten in der Saison 2017 ist jedoch für Einheitsreifen – eine Regeländerung ist also nicht wirklich in Sicht
Neuer Einheitsreifen ab 2017
Neben Pirelli hat offenbar Michelin großes Interesse, den Reifen für die Formel 1 zu liefern. Allerdings wollen die Franzosen lieber 18 Zoll Reifen auf den Boliden sehen – wie sie in der Formel E gefahren werden. Derzeit fährt die Formel 1 auf 13 Zoll „Schuhen“.
In der Ausschreibung ist nicht vorgeschrieben, auf welche Größe sich das Angebot beziehen soll, lediglich der Hinweis auf die aktuelle Größe ist vorhanden. Mal sehen, was da noch kommt…
Jules Bianchi – leider nicht viel Neues
Vor einem Jahr, beim GP von Monaco hat Jules Bianchi seine ersten beiden Punkte in der Formel 1 geholt. Heute liegt er nach seinem schweren Unfall immer noch im Koma, eine Verbesserung der Lage ist nicht in Sicht. Dennoch ist die Familie überzeugt, dass er wieder zu sich kommen wird. Der Vater bedankt sich für all den Zuspruch, den er von Fans bekommen hat und erzählt Jules auch bei seinen täglichen Krankenbesuchen davon. Er ist überzeugt, dass sein Sohn dies mitbekommt und dass es ihm hilft.
Mehr Spannung durch Nachtanken?
Nach Umfragen und Meinung von diversen „Experten“, würde es wieder mehr Spannung bei Rennen geben, wenn das Nachtanken wieder erlaubt würde. Daher denkt man darüber ernsthaft nach. Auch das langsamere Fahren um am Ende ans Ziel zu kommen, hätte ein Ende – meinen manche.
Das Nachtanken hat allerdings auch Gegner. Christian Horner meint wie viele andere Experten, dass das Nachtanken die Rennen auch nicht spannender machen würde.
Womit er vermutlich auch Recht hat – man denke an die Zeiten von Michael Schumacher und Ferrari. Dass man heute besser überholen kann, liegt an der Einführung des DRS, das zu mehr Überholmanövern geführt hat, als dies unterschiedliche Benzin-Strategien bringen würden. Abgesehen davon sind durch die unterschiedlichen Reifentypen und das Reglement dazu die grundsätzlichen Ideen für eine Strategie bereits vorgegeben – da bringt das zusätzliche Tanken in meinen Augen keinen Gewinn für die Fans.
Doch kein Indien-GP
Nach Pressebereichten ist eine Neuauflage des 2011 erstmals ausgetragenen Großen Preis von Indien inzwischen vom Tisch. Auch wenn beide Seiten verhandeln, gibt es seit dem ersten Treffen im vergangenen Jahr offenbar keine Fortschritte.
Renault Werksteam – Lotus aus dem Rennen
Der Lotus Geschäftsführer Carter sagte – abgesehen von allen Vorgesprächen, die es mit Renault gab – dass die Investoren (Genii) nicht verkaufen wollen. Mit den Mercedes-Motoren sei man dort, wo man hinwolle und im Aufwärtstrend. Man wolle die Geschäftsführung daher nicht aus der Hand geben.
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